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Än Traum wird Würklichkeit


21. Februar 2023

Än Traum wird Würklichkeit

  • Erlebt und geschrieben von Thomas Schneider

In Bella Italia am Strand liegend bejahte ich Pit’s überraschende Anfrage für die Flugstafette ganz spontan. Kürzlich, als ich versuchte, mich an einen besonderen Flug von der Scheidegg aus zu erinnern, war dummerweise nichts Passendes zu finden. Grübel grübel …..

Rechtzeitig erinnerte ich mich, «da hatte ich mir doch damals, also vor genau 40 Jahren, was aufgeschrieben».


Mein Flugbuch -> Flug #22 am 9.7.1982 Wengi (Jura)
«Prüfung erfolgreich bestanden»

Mein Flugbuch -> Flug #40   am 22.8.1982 Alp Scheidegg
«än Traum wird Würklichkeit»


Nun, der Zufall will es, dass ich damals vor 40 Jahren ein für mich besonderes Flugerlebnis aufgeschrieben hatte (ich tat dies nur einmal). Zum ersten Mal war ich damals auf dieser Alp Scheidegg mit meinem Hängegleiter «Royale». Dies war mein Schulungs-Delta. Gleitschirme kannten wir noch nicht. Mein vierzigster Höhenflug, respektive Gleitflug, denn eine Startüberhöhung gelang mir vorher noch nie. Es war ein herrlicher Sonntag. Peter und ich, wir zwei Greenhörner, starteten erstmals anderswo als in unserem Schulungsgebiet (Jura).

Den Stafettenstab für die nächste Folge übergebe ich Mark Bugmann.

Was nun folgt ist wortwörtlich mein damals verfasster Text (eigentlich nur für meine persönlichen Erinnerungen festgehalten). Viel Spass beim Lesen!


Vill Lüüt am Startplatz, Wanderer. No drüü vier anderi Pilote. Guete Wind.

Dä Peter startet und nach 100 Meter Flug isch er immer no uf Starthöchi. Churzi Ziit später hät er s gschafft, mit sim Zephyr (Schueligs-Delta) dä Startplatz z’überhöhe!

Ihänke, 5-Punkte Check – es isch alles io. Anstellwinkel passt - jetzt en Spurt über diä vorzüglichi Bode-Rampe!

Es treit würklich guet und sobald als möglich flüg ich en Vollchreis – über mir isch de Peter. Ich mach no es paar wiiteri Chreis. Er isch jetzt tüfer als ich. Ich flüge nach rechts und dört es paar Mal hin und her und plötzlich bin ich über de Krete. S’Stiege wird sogar immer besser.

Tatsächlich bin ich zum erste Mal höcher als de Startplatz – es irrsinnigs Gfühl! Am Hang entlang suech ich nach Stiege. Ich chans chum fasse, das ich würklich im Ufwind chreise und meh und meh Höchi chan gwünne.

Genau über me Liebespäärli gahts guet ufwärts. «Besser die beide nöd störe» dänk ich mir. Doch sie händ mich natürlich scho gseh und mir winked eus freudig zue.

De Peter hät leider weniger Glück gha und isch underwägs in Richtig Landeplatz.

Am Startplatz werdet jetzt haschtig d’Deltas ufgschtellt und diä alte Füchs mit ihre Hochleischtigsflügel started jetzt au. Gspannt beobacht ich sie us villicht 500m über Startplatz. En «Dädalus» wo scho Stunde gwarted hät, hebt jetzt au ab. «Ja isch das denn möglich?» gaht mir dur de Chopf. Nach vergeblichem Sueche für Thermik mues au er glii Richtig Landeplatz. E spitzbüebischi Freud chunt in mir uf – no einige Pilote gaht’s glich wie dem «Dädalus».

Es isch unbeschrieblich, wie me sich als Delta-Afänger, als Greenhorn under de renommierte Deltafüchs mit ihre vill bessere Gleiter so ganz elei hoch über em Startplatz fühlt. Ich begriife langsam, was für es grosses Glück ich hüt gha han, zum über d’Krete z’cho.

Jetzt isch alles es Chinderspiel. D’Wolke knapp über mir mached mir s’Obebliibe liecht. Ich weiss genau, wo’s jewils wieder ufe gaht.

Ich erläbe es total intensivs, äs wunderschöns Gfühl. Grenzelosi Freiheit!

Plözlich ghör ich es Krache – «was isch da los»? Aha, en Modellsegler isch in Wald abgstürzt – winzig chlii, sodas ich ihn fascht nöd chan gseh.

Jetzt bin ich scho guet 45 Minute am Flüge und s’wird chalt. Ich Löli han kei Händsche agleit. «Hoppla», und scho wieder gaht’s obsi und d’Chälti isch grad wieder vergässe. Ich chreise einhändig (die anderi Hand versuechi irgendwie ufzwärme) knapp under de Wolke und flüge zu me andere Hügel. «Scho no es interessants Gebiet» dänk ich mir (bin Stadtzürcher). Und e traumhafti Ussicht wie ich sie no niä gha ha uf e wunderschöni Züri-Oberland Landschaft.

«So, und jetzt go Musig lose». Ich flüge höch direkt übers Openair Wald und bin happy. Mis Härz tanzt.

 

«Sölli langsam abe»? Ich wünsche mir en warme Azug und es bequemers Gschtältli. «Nei nei, ich flüüge so lang wie’s mir Freud macht».

«Was gsehn ich döt une am Startplatz»? Das isch ja de Peter, wo sin Delta scho wieder ufstellt. Hoffentlich hät er dasmal meh Glück ….. aber leider Nei. «Zephyr-Schwarte» rutscht über mini Lippe.

«Ich gseh glaub nöd rächt? Spinn ich? Halluzinatione»? Das isch ja de absoluti Wahnsinn. Da flügt doch tatsächlich under mir en Segelflüger dure. De Pilot winkt ufe, ich lueg ganz verdattered us de Wösch und winke zrugg. Ich mues lut uselache – Wie en König fühl ich mich und bin de glücklichscht Mensch uf dere Wält!

Da links, nur ca. 20 Meter sinds bis zum zweite Segler. Wiises Chäppli, blaus Liibli und Charte i de Hand gleited sie dävo und sind glii nur no winzigi Pünktli in Richtig Zürisee.

In minere Freud und bim Troime hani Höchi verlore, ich mues jetzt kämpfe, um zum Ufwindkanal z’cho. Ha scho nüme dra glaubt, doch ich schaff’s nomal ganz ufe. D’Wolke händ sich praktisch alli ufglöst und es stiigt nur no schwach. Scho guet 10 Pilote sind nach mir gstarted, aber ich bin immer no elei da obe. Doch es wird immer schwieriger zum obe bliibe. Aber ich gib natürlich nöd so gschnäll uf!

Gmüetlich flüüg ich jetzt richtig Landeplatz. Schön, es isch wieder vill wärmer da unä und d’Luft isch ganz ruhig.

No es paar Steilspirale, e Landevolte, de Endaflug, im richtige Augeblick s’Trapez usstosse und ich stah am Bode. Ganz weichi Chnüü han ich i dem Moment, wahrschinlich vu de Chälti? Ich würd jetzt am liebschte grad öpper umarme. Es git no es Küssli uf s’Kielrohr vo mim «Royale», er häts verdient!

Am Abbauplatz strahl ich übers ganzi Gsicht wie en Maichäfer – und ich chan überhaupt nüüt degäge mache.

De Peter und au anderi Pilote chömed mir go gratuliere. «Verzell, wiä isch es gsii» händ sie gschtürmt und sie händ alles wellä wüsse. «Wie höch obe bisch gsii», «und wievill Stiige häsch gha»? händ si gfräged.

Ich chan nur mit de Schultere zucke - woruf ich irgendwie komisch aglueged wird.

«Ich chan eu das würklich nöd säge - ich ha nämlich no keis Variometer und kein Höhemesser».

Thomas Schneider / SHV 4253