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Von der Scheidegg Richtung Tuggen, plus one more thing


21. Februar 2023

Von der Scheidegg Richtung Tuggen, plus one more thing

  • Erlebt und geschrieben von Pit Vollenweider

Von der Scheidegg Richtung Tuggen, plus one more thing – Pit Vollenweider

Wer am diesjährigen Flycenter-Flugwochenende in Scuol teilnahm, wurde nebst einer super Stimmung auch mit sensationellem Flugwetter belohnt. Doch bevor ich berichte, wie ich einen Teil von Chrischi’s Strecke in umgekehrter Richtung abflog, ein paar Worte zu einem coolen Abgleiter von der Scheidegg.

Am Abend des 13. April war ich in Tuggen zum Güggeli-Essen verabredet. Mit dem Ziel, mich irgendwo auf der Strecke Wald-Tuggen von meinen Freunden einsammeln zu lassen, wollte ich davor noch kurz in die Luft. Trotz Zirren und mit Saharastaub bedecktem Himmel konnte ich, nach kurzem Abstecher zum Josi, im Kessel auf 1700m hochdrehen und zum Bachtel queren. Dort erneut auf 1700m hochgeschraubt, startete ich den Gleitflug Richtung Eschenbach. Nachdem ich hoch über Wald (1500m) und Eschenbach (1200m/700mAGL) fliegen konnte, entschied ich über Schmerikon (1000m/600mAGL) auch die Überquerung des Obersees zu wagen. Mit Notlandemöglichkeiten vor dem Buechberg im Auge, konnte ich selbst diesen noch auf rund 800m (275mAGL) überfliegen und nach einer Ehrenrunde über Tuggen direkt vor dem Restaurant landen. In unbekanntem Gebiet kann ich die Gleitleistung meines Schirms gut einschätzen, dass aber von 1700m über dem Bachtel, ohne ein einziger Kreis, ein Gleitflug bis nach Tuggen möglich war, hatte mich doch etwas erstaunt. So mussten mich meine Freunde nirgends einsammeln und ich konnte gemütlich beim Landebier auf sie warten.

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Nun zum eingangs erwähnten Flug von Scuol. Nach einem Fliegerwochenende zurück nach Gibswil fliegen war schon seit der Flugschule ein Traum von mir. So hatte ich dieses Ziel auch am 27. März vor Augen und dies trotz leichter Nordost-Tendenz, welche uns bei der Überquerung des Vereinapasses zum Verhängnis werden könnte. Der erste Start um 10:30 Uhr war für diesen Tag zu optimistisch. Zur Strafe musste ich mich von unterhalb der Stromleitung (1450m) wieder auf Startplatzhöhe (2150m) hochkämpfen. Zur Erholung landete ich nach dieser langwierigen Geduldsarbeit von fast einer Stunde nochmals am Startplatz rein. Nach dem zweiten Start um 12:00 Uhr war die Thermik zuverlässiger. Zusammen mit Michi Hohl gings flott das Engadin hoch. Nun war die Frage, ob wir beim Piz Linard für die Schlüsselstelle, über den tief verschneiten Vereinapass ins Prättigau, genügend Höhe machen konnten. Als ich, erneut etwas nach aussen versetzt, auf 3150m hochkam, wagte ich es. Michi und anderen PilotInnen war das zu riskant. Sie landeten in der Nähe von Lavin und warteten auf die Flycenter-Busse. Obwohl ich zwischendurch dachte es könnte noch eng werden, reichte mir die Höhe aus, um ohne einen Kreis das ganze Tal hinunter und bis in den gegenüberliegenden Südhang unterhalb des Chesslers abzugleiten. Schnell fand ich dort einen schönen Schlauch, der mich zurück über die Krete brachte. Das Prättigau hinunter war dann wieder bekanntes Terrain und ging entsprechend zügig. Und so flog ich gegen 14:30 Uhr den Vilan an, ebenfalls ein lang gehegtes Ziel. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn das Aufdrehen im Lee war eher sportlich. Bei der anschliessenden Querung, hoch über dem Rheintal, konnte ich meine strapazierten Nerven wieder beruhigen. Und als ich mitten im Tal noch einen Schlauch fand, war auch die Freude zurück. Obwohl ich es besser hätte wissen müssen, traf ich danach eine Fehlentscheidung. Denn auf der anderen Talseite angekommen, entschied ich mich für die hintere Krete mit den hohen Bergen (Alvier usw.). Da aber die ganze Flanke von Nordostwind überströmt war, wurde aus dem vermeintlichen Aufsoaren ein Absaufen. Die Line über der vorderen, tieferliegenden Krete wäre wohl die bessere Wahl gewesen. Einziger Vorteil, ich konnte am Ende den, von Hans Federer schon mehrfach gelobten, Hammer-Schlauch am Sichelchamm auskosten. Mit einem integrierten Steigen von 7m/s war ich im nu von 1600m wieder zurück auf 3000m! Während ich in diesem Lift steckte, rauschte plötzlich, der ebenfalls in Scuol gestartete, Andy Schnider unter mir durch. So konnten wir den Rest der Strecke gemeinsam noch geniessen. Die Churfirsten wurden ohne einen Kreis abgeflogen, um dann am Leistchamm wieder aufzudrehen. Dies reichte bis zum Federispitz, wo wir schnell einen schönen Schlauch fanden, der uns erneut auf 2600m beförderte. Andy Schnider flog mit dieser Höhe direkt bis an den Atzmännig. Ich tankte vor dem Ricken nochmals etwas Höhe, kam aber trotz identischer Linienwahl tiefer als er dort an. Es ging aber flott nach oben und so mussten wir darauf achten, dass wir nicht über 1700m kamen. Zum Abschluss überflog ich die Scheidegg und landete nach 4h 50min, um 16:50 Uhr, überglücklich neben dem Flycenter in Gibswil. Wir waren zwar weder schneller, denn kurz nach dem Zusammenpacken fuhren auch schon die Busse um die Ecke, noch war dieser Flug mit 117km besonders weit, aber das einmalige Erlebnis, von einer Flugreise zurück an den Ausgangsort zu fliegen, war einfach der Hammer!

Pit Vollenweider, 03.09.2022.

Als nächstes lade ich Thomas Schneider, gemäss aktuellem DCZO-XContest der nächste im Bunde, dazu ein mit uns ein tolles Flugerlebnis zu teilen.

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