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We should nonetheless not lose hope.


21. April 2023

We should nonetheless not lose hope.

  • Erlebt und geschrieben von Anton Aufdenblatten

Eine Insel als Neuland.

Als wir, meine Lebenspartnerin und ich, uns im Frühling 2021 auf Mallorca eine Wohnung in Jahresmiete zugelegt hatten, wusste ich aus vorherigen Inselbesuchen, dass Gleitschirm fliegen dort nicht ganz einfach ist. Auf Malle fliegt eigentlich nur einer - dazu später mehr. Teneriffa, zum Beispiel, wäre zum Gleitschirmfliegen die einfachere Insel gewesen. Nur, wessen Freundin zieht schon unbedingt dorthin, wo dein Flügel wohnen möchte?

Da ich von Natur aus immer gerne Neues entdecke, wollte ich mich auf die Suche nach geeigneten Startplätzen machen. So habe ich die gesamte Insel mit dem Roller etwa drei Mal umrundet. Mallorca liegt zwischen Barcelona und Algier im Mittelmeer. Alle vier Küstenabschnitte können ungestört vom Wind angeströmt werden. Grundsätzlich muss es ja dort irgendwo fliegen, aus einer der vier Himmelsrichtungen muss der Wind ja wehen. So der Grundgedanke.  Die gesamte Ostküste ist relativ flach, ohne Klippen oder Berge. Hätte dort einer eine Schleppwinde, würde das der Insel in Zukunft sicherlich eine Vielzahl an Touristen mit Gleitschirmen bescheren. Im westlichen Teil hätte es zwar Klippen zum Soaren, aber keine Landeplätze. Starten wäre das eine, absaufen aber würde zwangsläufig gesalzen enden. Obwohl der Blick auf Sa Dragonera, eine kleine, vorgelagerte Insel, die atemberaubende Sonnenuntergänge bietet, extrem zu einem Startversuch verleiten könnte.Der Nordwesten der Insel dürfte allen Rennradfahrern besten bekannt sein. Eine wunderschöne Küstenstrasse führt von Andratx nach Soller und hoch zu Pollenca im Norden der Insel. Fährt man die Küstenstrasse von unten nach oben, gäbe es rechts an den Berghängen, in einem bewirtschafteten Feld, sicherlich eine Möglichkeit zu starten. Leider ist aber auch hier die Küste so zerklüftet, dass sich praktisch nirgends eine halbwegs sichere Landung anbietet. Wahrscheinlich bestünde die einfache Möglichkeit, zu starten, aufzudrehen und über die Gebirgskette Richtung Osten zurück Richtung Palma de Mallorca zu fliegen.

In der Nachmittagssonne wäre das für viele Scheidegg - Cracks ein Kinderspiel. Da ich bis heute immer nur alleine unterwegs war, fehlte mir bis anhin der nötige Wumms dazu. Bei meiner vierten Runde um die Insel habe ich abends um 20.00 Uhr einen leeren Wendeplatz an einer Klippe gefunden. Gross genug, um den Schirm hinzuschmeissen, aufzuziehen und über eine Mauer in den Sonnenuntergang zu springen. Da der Wind auf meiner Seite war, konnte ich über eine Stunde lang mit der Abendsonne und den kreischenden weissen Möwen der Küste entlang soaren. Etwa 100 Meter unterhalb des Wendeplatzes ist ein 15 Quadratmeter flacher Boden, welchen ich zur Landung benutzt habe. 
Der Weg zurück zum Roller dauerte etwas länger. Ersten, weil ich die ganze Klippe umlaufen musste, und zweitens, weil ich so voller Glück war, dass ich jeden Schritt wahrscheinlich dreimal genossen habe.
Als hätte ich der Insel einen Streich gespielt. Ich bin also dreimal um die Insel gefahren, damit ich eine Stunde soaren konnte.
Ökologisch gesehen fragwürdig. XC Contest nicht erwähnenswert.  Aber dort eine Stunde allein in der Luft gewesen zu sein: Unbezahlbar! Es muss nicht immer gross und weit sein. 

Wer Horacio Llorens auf Instagram folgt, sieht, dass es auf Mallorca fliegt. Er beschreibt leider nie, von wo genau er gestartet ist, aber die Bilder sprechen für sich. Da ich die Insel mittlerweile etwas besser kenne, habe ich nun drei sehr gute Startplätze gefunden, die auch noch gute Landungen zulassen würden. Jetzt müssen nur noch ein paar Dornenbüsche weg. Wer weiss, was mir die Insel diesen Sommer bescheren wird!

Herzlichst und allzeit guten Flug,

Tony

Als nächste übernimmt Irene Lang den Stafettenstab.